Physische und psychische Gewalt ist in der häuslichen Pflege leider kein Einzelfall. Laut einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP, 2018) gaben 40 Prozent der Befragten an, dass sie sich schon einmal absichtlich gewaltsam gegenüber einem Pflegebedürftigen verhalten haben:
Häufig kommt es z.B. zu respektlosem Verhalten, bei dem Pflegebedürftige beschimpft, angeschrien oder beleidigt werden. Weiterhin zählt zu den Formen, Hilfe vorzuenthalten, also jemandem z.B. bewusst nicht beim Aufstehen zu helfen oder auch absichtlich mit zu heißem oder kaltem Wasser zu waschen. Manchmal werden Pflegebedürftige gegen den Willen in ihrer Freiheit eingeschränkt und zum Beispiel eingesperrt oder sie bekommen Medikamente, damit sie ruhig sind.
Überwiegend werden Pflegebedürftige durch nahe Angehörige versorgt und in den meisten Fällen ohne die Unterstützung durch einen Pflegedienst. Ohne darauf vorbereitet oder dafür ausgebildet zu sein, übernehmen v.a. Ehefrauen, Töchter und Schwiegertöchter die Pflege der Betroffenen, zunehmend aber auch Ehemänner und Söhne. Für wie lange, ist meist nicht absehbar. Durchschnittlich beträgt die Zeitspanne etwa zehn Jahre.
Angehörige zu Hause zu pflegen, ist anstrengend und kann zu Übergriffen führen:
Die große körperliche und seelische Nähe zwischen Pflegenden und Gepflegten kann zu Aggressionen führen, weil z.B. nicht verarbeitete Beziehungskonflikte aufbrechen und Angehörige durch die Pflege überfordert werden. Sie fühlen sich häufig alleingelassen damit, den Spagat zwischen den Bedürfnissen der eigenen Familie und den Anforderungen der Pflege zu meistern.
Neben Hausärzten sind ambulante Pflegedienste oft die einzigen, die Zugang zu häuslichen Pflegesituationen haben und die somit mit gewalttätigem Handeln von pflegenden Angehörigen konfrontiert werden.
In ihrer Ausbildung werden Pflegekräfte nur unzureichend auf die unterschiedlichen Formen und Folgen von Gewalt vorbereitet. In der Akutsituation fehlen Kenntnisse zur Dynamik und Rechtslage bei Häuslicher Gewalt und Informationen zu spezialisierten Hilfen.
In dieser Fortbildung erlangen Sie geeignetes „Handwerkszeug“, um gewaltbetroffene Klienten gezielt zu unterstützen und auch eigene Belastungen in der Konfrontation mit Häuslicher Gewalt zu reduzieren.
Gewalt frühzeitig zu erkennen, gezielt anzusprechen und ihr wirkungsvoll zu begegnen ist Schwerpunkt der Fortbildung. Damit können gesundheitliche Langzeitfolgen für Klienten und Pflegende vermindert werden.